Neuer Test könnte frühe Anzeichen für Prostatakrebs erkennen
Forscher setzen Gentests ein, um die sehr früh auftretenden Veränderungen in den Tumoren von Männern mit Prostatakrebs nachzuweisen.
Forscher des Cancer Institute am University College London (UCL) geben an, dass die neue Art von Bluttest ihnen helfen wird, die genetischen Eigenschaften der Tumore zu verstehen, die Prostatakrebs verursachen. Prostatakrebs ist die zweithäufigste Krebsform bei Männern und die vierthäufigste Krebsform weltweit. Den Forschern zufolge können Ärzte mithilfe der Informationen die Behandlung eines Krebspatienten entsprechend abstimmen.
Tumor-DNA zirkuliert frei im Blut von Krebspatienten, im sogenannten Plasma – einer klaren, strohfarbenen Flüssigkeit, die den größten Teil des Blutes ausmacht und Blutplättchen sowie rote und weiße Blutkörperchen beinhaltet.
In der Studie haben die Forscher mittels Next Generation Sequencing nach zirkulierender freier Tumor-DNA im Blutplasma von 25 Männern gesucht, die auf das metastasierende, kastrationsresistente Prostatakarzinom behandelt wurden – dem gefährlichsten, späten Stadium der Erkrankung. Sie verglichen diese DNA mit der von vier gesunden Männern, die als Kontrollgruppe dienten.
Traditionell können Menge und Qualität der zirkulierenden freien DNA, die aus dem Blut extrahiert werden kann, begrenzt sein. Die Forscher fanden jedoch ein Muster, namens Methylierung, das an 1.000 unterschiedlichen Stellen im genetischen Code der Tumore vorhanden war. Anhand dieses Musters bildeten sie eine genetische Signatur, die von Ärzten als Anzeichen für einen aktiven und sich ausbreitenden Krebs gedeutet werden kann. Diese Signatur kann mittels einer Methode namens Liquid Biopsy (Flüssigbiopsie) nachgewiesen werden.
Professor Mark Emberton, Dekan der Fakultät für Medizinwissenschaften an der UCL, erläutert: „Der Bereich der Flüssigbiopsien hat in letzter Zeit ein großes Potenzial zur Verbesserung der Diagnose und Behandlung von Krebspatienten gezeigt.
„Dieser Test könnte der erste sein, der uns sagt, dass der Krebs ins Blut gelangt ist, bevor die Ausbreitung groß genug ist, um radiologisch sichtbar zu werden. Dies könnte eine zielgerichtete Behandlung von Männern mit dem höchsten Risiko einer Ausbreitung des Prostatakrebses ermöglichen.“
Obwohl es sich um eine Proof-of-Concept-Studie mit einer kleinen Gruppe von Männern handelt – wenn dies in umfangreicheren Studien wiederholt werden kann, könnte der Test mehrere Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen Methoden zur Diagnose von Prostatakrebs bieten. Derzeit erfolgt die Diagnose meist mit einem Bluttest auf das Prostata-spezifische Antigen (PSA), aber dieser Test erfasst den Krebs teilweise nicht, und viele positiv getestete Männer sind nicht erkrankt.
Eine weitere Methode, zu prüfen, ob Prostatakrebszellen vorhanden sind, ist die Prostatabiopsie. Dabei werden dünne Nadeln eingeführt, um kleine Gewebeproben von der Prostata zu entnehmen. Die ist ein invasives Verfahren, das Nebenwirkungen wie Schmerzen, sexuelle Probleme und Schwierigkeiten beim Urinieren nach sich ziehen kann. Ein Risiko für Infektionen liegt ebenfalls vor.
Eine Biopsie kann außerdem nur zeigen, ob sich in der entnommenen Probe Krebszellen befinden. Daher ist es möglich, dass Krebserkrankungen teilweise nicht erkannt werden. Sie kann auch eine langsam wachsende oder nicht aggressive Krebserkrankung aufzeigen, die möglicherweise keine Symptome oder Probleme verursacht, aber bei den Patienten Ängste auslösen kann.
Hauptautor Dr. Anjui Wu des UCL Cancer Institute: „Wir benötigen dringend Biomarker, die zeigen, die weit sich der jeweilige Krebs des Patienten bereits entwickelt hat, damit wir die beste Behandlungsmethode auswählen können.
Da Tumorbiopsien schwer zu entnehmen sind, trägt die Identifizierung von Prostatakrebs-DNA-Signaturen zum frühestmöglichen Zeitpunkt im Blut dazu bei, Patienten besser zu überwachen und eine effektivere Auswahl und Kombination von Behandlungen zu unterstützen.“
Das Team untersucht nun die neue Technik einer anderen Prostatakrebsstudie, um herauszufinden, ob diese den PSA-Test ergänzen oder ersetzen kann.
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Referenz: Genome-wide plasma DNA methylation features of metastatic prostate cancer (Genom-weite Plasma-DNA-Methylierungsmerkmale des metastatischen Prostatakrebses)
Anjui Wu, Stefano Lise, Gerhardt Attard et al.
Veröffentlicht am 09. März 2020
J Clin Invest. 2020. doi.org/10.1172/JCI130887.