Liquid Biopsy als Option für Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs
Liquid Biopsy-Tests, auch Flüssigbiopsie-Tests genannt, könnten eine Option für Patienten mit einer bestimmten Form von Lungenkrebs sein, so die frühen Ergebnisse einer Forschungsarbeit, die im Rahmen einer Großkonferenz zum Thema Krebs vorgestellt wurde.
Für eine zunehmende Anzahl an Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs könnte schon bald ein Bluttest zur Ermittlung der besten Behandlungsmethode verfügbar sein, sodass es nicht mehr nötig ist, eine Tumorprobe zur Analyse zu entnehmen.
Die Ergebnisse der BFAST-Studie, die auf dem Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) 2019 vorgestellt wurden, legen nahe, dass ein Liquid Biopsy-Test erfolgreich genutzt werden kann, um komplexe DNA-Mutationen in den Zellen von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zu identifizieren. Anhand einer entsprechenden Beurteilung können Ärzte diejenigen Betroffenen auswählen, die für gezielte Behandlungen geeignet sind.
Damit Krebspatienten die bestmögliche Therapie erhalten, benötigen Ärzte wichtige Informationen zur genetischen und molekularen Zusammensetzung des jeweiligen Krebses. Zumeist werden Gewebeproben verwendet, allerdings bilden sie den Krebs nicht immer umfassend ab. Außerdem können sie invasiv sein und teilweise nicht mehrfach wiederholt werden, da die Entnahme einer geeigneten Probe schwierig sein kann.
Nun sind Tests verfügbar, die per Blutprobe wichtiges genetisches Material von Tumoren erkennen und Aufschluss über besonders wertvolle Informationen zur Tumorzusammensetzung geben. Die Liquid Biopsy-Tests detektieren winzige Teile der Tumor-DNA, die von den Krebszellen in das Blut abgegeben werden. Sie zeigen umfassend auf, wie sich ein Krebs entwickelt – sodass Ärzte die Behandlung entsprechend abstimmen können – und wann ein Krebs auf die aktuelle Behandlung nicht mehr anspricht.
Bei der BFAST-Analyse wurde bei 2.219 Patienten mit einem unbehandelten fortgeschrittenen NSCLC (Stadium 3b oder 4) ein Bluttest durchgeführt. Dabei kam ein Test zur Analyse genetischer Mutationen zum Einsatz, den die Forscher „blutbasiertes Next Generation Sequencing“ nannten. Insgesamt 119 (5 %) der getesteten Patienten wiesen Mutationen im sogenannten ALK-Gen auf, einem Gen, das bei NSCLC-Patienten häufig Mutationen zeigt. Laut den Forschern entspricht dieser Anteil in etwa dem, der üblicherweise bei einer herkömmlichen Gewebebiopsie gemessen wird.
Von diesen Patienten wurden 87 mit Alectinib behandelt, einem Krebsmedikament, das die ALK-Mutation blockiert. Über die folgenden 12 Monate zeigten mehr als drei Viertel der Patienten keine Anzeichen einer fortschreitenden Erkrankung.
Professor Alberto Bardelli aus der onkologischen Abteilung der Universität Turin, Italien, beschrieb die Ergebnisse als einen „wichtigen Fortschritt“.
„Es macht Mut, zu sehen, dass immer mehr Patienten mit Lungenkrebs von der Flüssigbiopsie zur Ermittlung ihrer Krankheitsmutation profitieren können, und keine Gewebeproben mehr nötig sind“, so Bardelli. „Gegenwärtig ist die Technologie ziemlich teuer, aber mit zunehmender Verbreitung werden die Kosten wahrscheinlich sinken, sodass die Tests erschwinglicher und in der täglichen Praxis verfügbar werden.“
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Referenz
LBA81_PR – Phase II/III blood-first assay screening trial (BFAST) in treatment-naïve NSCLC: initial results from the ALK+ cohort (Phase-II/III-Studie BFAST (Blood-First Assay Screening Trial) bei unbehandeltem NSCLC: erste Ergebnisse aus ALK+ Kohorte). Annals of Oncology, Ausgabe 30, Beilage 5, Oktober 2019